JULI 2020

Es hilft kein Schönreden: sehnlich wünschen wir uns den vertrauten Spielbetrieb mit Nähe, Kontakt, Interaktion, störenden Nebengeräuschen, freudigen wie gelangweilten Gesichtern und allem anderen zurück. Denn auf die Bühne gehen wir für unser Publikum!
Und dennoch gibt es am Rande dieser Kette von Entbehrungen positive Effekte: so schwärmte die frisch gebackene Bachelorabsolventin Stefania Secci nach ihrem gestreamten Kontrabassabend von einer hochkonzentrierten Atmosphäre. „Es war einfach so leise und produktiv. Nichts hat mich abgelenkt und meine Gedanken gehörten völlig meinem Instrument und der Musik. Das war eine ganz besondere Erfahrung.“ Außerdem konnten viel mehr Menschen teilnehmen als üblich. Ihre Verwandten aus Italien saßen vor den Bildschirmen und etliche Kommiliton*innen schalteten sich dazu.
Auch für die Zuhörer des Live-Streams übertrug sich die gute Stimmung und daher freuen wir uns trotz aller „Achs!“ auf zahlreiche gestreamte Prüfungskonzerte im Juli und September, die Sie alle in unserem Veranstaltungskalender gelistet finden. Am 2. Juli geht es weiter!

Gestreamte Konzerte: ja, gerne, aber wie bekommen wir das mit dem Kontakt hin?
Dieser Frage stellte sich das Career Center der HfMT und entwickelte im Rahmen von Concert LAB / Stage_2.0 die "Interaktiven Konzerte gegen soziale Isolation“, die sich seit Anfang Mai großer Beliebtheit erfreuen. Im Fokus dieser Idee stehen die vielen Menschen, die in besonderem Maße unter den Kontaktbeschränkungen der Corona-Krise leiden, und der Wunsch, eben diesen durch die heilende Wirkung der Musik, aber insbesondere durch den Austausch darüber eine soziale Nähe herzustellen.
Das Format ist einfach und gut: eine halbe Stunde moderiertes Konzert, kurze Pause, dann eine halbe Stunde Dialog über die gehörte Musik, aber auch über das Lebensgefühl, die Situation und wie man damit umgeht. Natürlich alles technisch hergestellt und über den Bildschirm, aber dezidiert mit Raum für aktive Beteiligung. Keine einseitige Performance der Künstler*innen, sondern mit Gesichtern am anderen, hörenden und empfangenden Ende der Leitung.

Partner ist die Seniorenresidenz „Hospital zum Heiligen Geist".
Die Konzertreihe ist zunächst bis Ende September im wöchentlichen Turnus geplant und für alle Interessierten zugänglich. Das nächste Konzert gestalten Anna Olivia Amaya Farias (Violoncello) und Andrey Denisenko (Klavier) am 2. Juli um 15.30.

Mit ihrem Fond „Was zählt!“ hat die Claussen-Simon-Stiftung innovative Hochschulprojekte für digitales Lehren und Lernen unterstützt. Der Antrag der Theaterakademie, „Kunst in Quarantäne – Forschendes Lernen für das Theater“, konnte sich erfolgreich durchsetzen.

In diesem Rahmen findet am Freitag, den 10. Juli 2020 ein Online-Symposium unter dem Motto „Staging Quarantine“ statt. Dabei treten Theorie und Praxis in einen Dialog: Neben theaterwissenschaftlichen Beiträgen sollen kuratorische und künstlerische Positionen zu Theater im (und nach dem) kulturinstitutionellen Lockdown diskutiert werden.
Darüber hinaus können Studierende Ergebnisse ihres eigenen künstlerischen Forschens aus dem Kreativsemester vorstellen. Nach Möglichkeit werden zwischen den einzelnen Vorträgen und Workshop-Formaten gemeinsame Lockerungsübungen vor dem Screen angeboten.

So dynamisch wie die globale Lage sind zurzeit noch die Symposiumsinhalte, die wir gerade finalisieren und in der kommenden Woche im Veranstaltungskalender der HfMT veröffentlichen werden. Aber wir wissen jetzt schon: es wird hochinteressant, relevant und vielseitig.

Zusätzlich zu den Studierenden und Lehrenden der Theaterakademie öffnen wir das Symposium für maximal 12 externe Gäste: Schicken Sie uns Ihren Teilnahmewunsch bis 7. Juli an veranstaltungen@hfmt-hamburg.de für eine Einladung zum Symposium, welches wir über Zoom realisieren werden.

Dem Hygienekonzept folgend heiratet „unser Figaro“ am 12. Juli mit gebührendem Abstand im formschönen Halbkreis auf der Forumsbühne. Ein/e jede/r Sänger*in an markierter Position, musikalisch begleitet von einem kleinen, feinen Aerosolen-unbedenklichen Instrumental-Ensemble bestehend aus einem Streichquintett, einer Flöte und jeweils zwei Oboen, Klarinetten, Fagotten und Hörnern. C’est ça!
Trotz der abgespeckten Version voller Sicherheitsvorkehrungen ist Hannah Gabor – unsere Barbarina – beglückt: „Es ist so unglaublich schön, nach der langen Zeit endlich wieder miteinander zu arbeiten. Sich zu hören und zu sehen und dadurch eine Aussicht auf Normalität eröffnet zu bekommen. Dabei spürt man natürlich die ungewöhnlichen Umstände. Die Stimmung ist demütig und rücksichtsvoll und zugleich sehr effizient. Und die Distanz auf der Bühne birgt auch Reize. Liebe und Zuneigung durch körperliche Nähe auszudrücken ist ein Leichtes, kann aber auch oberflächlich sein. Mit subtileren Gesten zu arbeiten ist schwieriger, aber auch viel spannender.“
Ein beklemmendes Gefühl entsteht jedenfalls nicht und Dirigent Ulrich Windfuhr motiviert beherzt, den Raum zu nutzen, groß und theatralisch zu denken.
Ein wahres Geschenk zum Semesterabschluss und ein behutsamer erster Schritt zurück ins Ensemblespiel.
„Die Hochzeit des Figaro“ erleben Sie am 12. Juli um 18 Uhr im Livestream


STAY TUNED und genießen Sie den Sommer!
Ihre Hochschule für Musik und Theater Hamburg