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NEWSLETTER 05/19


Titelbild
Ken Norris
Foto: Christina Körte

Liebe Freund:innen der HfMT,


DEN WAHN IM VISIER

Martín Donoso Vera
Martín Donoso Vera
Foto: Kay Winter
Komponieren hat mit Leben zu tun, sagt der chilenische Komponist Martín Donoso Vera. Im Gespräch zeigt er sich überrascht, aber erfreut über die Frage nach seiner persönlichen Beziehung zum Stück und lässt sich gern darauf ein.
Normalerweise wird man eher über technische Aspekte befragt: warum diese Harmonie, warum dieser Rhythmus, dieser Aufbau, jene Instrumentierung? Aber eigentlich ist das nicht wesentlich. Für ihn ist Komponieren eine sehr persönliche Suche: „Wenn ich komponiere, folge ich einem Gefühl und erschaffe seine klangliche Ausdrucksform dafür.“

Am 2. Mai führen die Symphoniker Hamburg sein Orchesterwerk Imaginario Frénetico auf. Darin untersucht Martín Aspekte des Wahnsinns und lässt ihn in verschiedenen musikalischen Gewändern in einen Dialog treten. Es treten sich zwei Kräfte gegenüber. Die erste schnell, neurotisch, aggressiv, die zweite langsam, melancholisch und kontemplativ. Die beiden Kräfte bauen eine gegenseitige Abhängigkeit auf, die man über das ganze Stück hinweg wahrnehmen kann. Diese Energie ist in vielen von Martíns Werken zu finden. Er sucht dieses Laute, Extreme, Energetische. „Zu Beginn des Stücks ist es ein wenig, als wenn man schreien möchte.“

Ja, und was bedeutet eigentlich Imaginario Frénetico? Ein wildes Bild? Eine wahnsinnige Einbildung, ein Delirium, eine Wahnvorstellung? Zwischen den Sprachwelten ist das auch für Martín Donoso, der seit 2013 in Hamburg lebt, nicht ganz eindeutig zu beantworten. Hören Sie selbst am 2. Mai bei Apollo und Dionysos im Forum der HfMT!

AMALGAM: DER FERNE GEHöR VERSCHAFFEN

Amalgam - interkulturelles Kompositionsprojekt
Amalgam - interkulturelles Kompositionsprojekt
Alles fing an mit einem Projekt für Geflüchtete in der City Nord. Im Rahmen eines Gasthörerprogramms engagierte sich die Sängerin Pia Salome Davila für syrische Musiker und kam erstmals in Kontakt mit traditioneller persischer und orientalischer Musik, die einen großen Reiz auf sie ausübte: „zum einen war es schön, Musik gänzlich unanalytisch begegnen zu können, weil sie einfach fremd war. Zum anderen war die Musik betörend edel, sinnlich und schlicht zugleich.“ Sie vermittelte sich ihr unmittelbarer und löste eine Sehnsucht in die Fremde und Weite aus.

Daraus entwickelte sich eine Projektidee, für die Pia ein Stipendium vom AStA erhielt.
Es sollten Begegnungen geschaffen werden zwischen MusikerInnen und KomponistInnen, zwischen Orient und Okzident, zwischen Tradition und Moderne. Syrische und iranische MusikerInnen trafen sich mit internationalen KomponistInnen, die ihre Heimat zurzeit in Deutschland gefunden haben. Man tauschte sich aus, erzählte Geschichten, Instrumente und Musik wurden vorgestellt, es wurde experimentiert und nachgedacht, wie man aus dem Gemeinsamen Erleben eine Verschmelzung zu etwas Neuem herbeiführen kann: Amalgam – das Ergebnis des interkulturellen Kompositionsprojekts Amalgam ist am 16. Mai in der Zinnschmelze zu hören.

GESUND MUSIZIEREN: JA, DAS GEHT!

Prof. Eva Frank-Bleckwedel
Prof. Eva Frank-Bleckwedel
Ab Mitte Mai startet an der HfMT ein Angebot, von dem Eva Bleckwedel – Professorin am Institut für Musiktherapie – schon lange träumt und wofür sie sich mit einigen Kolleginnen und Kollegen über viele Jahre eingesetzt hat: die Beratungssprechstunde für Gesundheitsfragen der neu eingerichteten Arbeitsstelle für MusikerInnengesundheit.
MusikerInnen sind vielfältigen Stressfaktoren ausgesetzt, sei es physisch oder psychisch: eine einseitige Belastung, Fehlhaltungen, Selbstzweifel, Prüfungsangst oder anderes, was schnell zu ernsthaften, gesundheitlichen Problemen führen kann.

Was in so einer Situation ganz wichtig ist und leider nicht selbstverständlich:
1) Ich bin nicht allein
2) Da kann man was machen

Allzu oft ist das Thema tabuisiert, es wird nicht darüber gesprochen. Doch Eva Bleckwedel hat die Erfahrung gemacht, dass schon ein einziges Gespräch hilfreich sein kann. Darüber zu sprechen und die Sorgen zum Ausdruck zu bringen, ist ein wichtiger erster Schritt. Außerdem wünscht sich Eva Bleckwedel, dass man schon proaktiv tätig wird und den Studierenden klarmacht: Wenn ich gut für mich sorge, ist die Gefahr nicht so groß, dass ich erkranke. An der Hochschule für Künste Bremen hat sie über viele Jahre gute Erfahrungen mit einem kostenlosen Beratungsangebot für alle Hochschulangehörigen gemacht. Die Problemfelder sind so vielfältig wie die Menschen und die Möglichkeiten der Unterstützung auch.
Die neu eingeführte Sprechstunde ist Teil einer umfassenden Kooperation zwischen der HfMT Hamburg, der Musikhochschule Lübeck und dem UKE nach dem Vorbild anderer Städte, in denen vergleichbare Unterstützungsangebote aufgebaut wurden. Ein Team von Ärzten, Psychiatern, Musiktherapeuten steht zur Beratung und tiefer greifenden Hilfsangeboten zur Verfügung.

MEIN HIGHLIGHT

Foto: Markus Catenhusen
Seit 2015 studiert Luise Henriette Catenhusen Blockflöte an der HfMT bei Prof. Peter Holtslag. In verschiedenen Alte-Musik-Ensembles spielte sie u.a. bei den Musikfestspielen Potsdam Sanssouci, beim MDR-Musiksommer und beim Festival Oude Muziek Utrecht. Am 5. Mai ist sie in der Reihe Florilegium Musica Antiqua in der der Hauptkirche St. Nikolai am Klosterstern zu hören.

Sie empfiehlt:
Edward Elgar: The Dream of Gerontius, die Masterprüfung in Kirchenmusik von Tjark Pinne am 19. Mai in der Kirche St. Wilhadi Stade

Es gibt einige Kommilitonen, die einem in der Zeit des Studiums menschlisch besonders ans Herz gewachsen sind, einige die musikalisch sehr imponieren und einige mit großartigem Humor. Tjark Pinne passt für mich in alle drei Kategorien und ist damit ein sehr passender Kandidat für diese monatliche Konzertempfehlung. Wenn Tjark ein Projekt anpackt, dann mit ganzem Herzblut, sehr fundiertem Hintergrundwissen, sympathischen Geduld und einer guten Probenatmosphäre.
Das farbenprächtige Oratorium The Dream of Gerontius von Edward Elgar nimmt sich der Thematik des Sterbens an und beschreibt die Todesstunde eines alten Mannes und den Weg seiner Seele ins Jenseits (Gerontius: Michel Connaire, Tenor; Priester: Konstantin Heintel, Bass; Schutzengel: Marion Eckstein, Mezzosopran).
Die Leitung teilt sich Tjark Pinne mit Hauke Ramm, dem Kirchenmusiker der St. Wilhadi in Stade. Es musizieren die Stadtkantorei Stade und die Kammersinfonie Bremen. Die Fahrt nach Stade lohnt sich also auf jeden Fall!

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