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LIGETI RAUF UND RUNTER


Titelbild
Ausschnitt aus "Aventures für drei Sänger und sieben Instrumentalisten" (1962) von György Ligeti

Liebe Freund:innen der HfMT,

Wir machen das, was die Musikwelt gerade so macht: wir feiern György Ligeti! Denn am 28. Mai wäre der österreichisch-ungarische Komponist 100 Jahre alt geworden.

Einmal noch tief Luft holen, dann tauchen wir ein: 6 Tage Festival auf den Spuren eines großen und besonderen Meisters. Bekannt für seine grenzenlose Neugier, seine interdisziplinäre Herangehensweise, seine kosmopolitische Haltung, sein künstlerisches Forschen, seine bedingungslose Originalität und vieles mehr.

Dabei feiern wir nicht nur eine herausragende Künstlerpersönlichkeit, sondern ganz explizit „einen von uns“: denn Ligeti war 16 Jahre lang Professor für Komposition an der HfMT.

Seien Sie herzlich eingeladen zu rund 20 Veranstaltungen im Rahmen des Ligeti Festivals vom 2. bis 7. Mai! Konzerte, Lectures, Präsentationen, eine Foto-Ausstellung, eine internationale Tagung sowie die Eröffnung eines neuen Zentrums stehen auf dem Programm. Um es Ihnen schmackhaft zu machen, lassen wir die Protagonist:innen sprechen:

DIE UNABHäNGIGKEIT BEIBEHALTEN!

HfMT Präsident Prof. Dr. Jan Philipp Sprick mit Figur von Ligeti
HfMT Präsident Prof. Dr. Jan Philipp Sprick mit Figur von Ligeti
Foto: Christina Körte
Hochschulpräsident Prof. Dr. Jan Philipp Sprick wird das Festival Einer von uns! eröffnen und zeigt sich begeistert von dem facettenreichen Programm, das Lehrende und Studierende unter Mitwirkung zahlreicher Gäste auf die Beine gestellt haben.

Das Besondere aus seiner Sicht: „Ich denke, dass es nur sehr wenige Ligeti-Veranstaltungen gibt, die wie unsere eine geradezu persönliche Zuneigung ausdrücken. Auch wenn nur wenige der Mitwirkenden Ligeti noch persönlich erlebt haben: In diesem Festival steckt eine große emotionale Nähe zum Jubilar!“

Auch Sprick schafft Nähe und spannt den Faden in die Gegenwart. Im Leitartikel der Hochschulzeitung zwoelf folgt Sprick der Fragestellung, was die Hochschule auch heute noch von einem Menschen wie György Ligeti lernen kann und wie die Beschäftigung mit einer derart vielschichtigen und schwer greifbaren Künstlerpersönlichkeit als Ausgangspunkt für das produktive Nachdenken über die Zukunft genutzt werden kann.
Darüber hinaus stellt Ligeti auch für Sprick persönlich eine Quelle der Inspiration dar: „Aus Allem, was ich über Ligeti gelesen und von Zeitzeugen gehört habe, habe ich den Eindruck, dass er ein sehr unabhängiger Mensch war. Als Präsident einer großen Hochschule denkt man immer, dass man diese Unabhängigkeit angesichts der Sachzwänge nicht mehr hat. Ich möchte aber nicht daran glauben, dass es zwingend so sein muss. Und dabei hilft mir eine Person wie Ligeti, auch wenn ich ihn nie kennengelernt habe.“

ES WAR NORMAL, SELTSAME MUSIK ZU HöREN

Lukas Ligeti, Komponist
Lukas Ligeti, Komponist
Foto: Markus Sepperer
Ein ganz besonderer Gast unseres Festivals ist Lukas Ligeti – der Sohn von György Ligeti, der selbst auch Komponist ist. Ihm ist ein Portraitkonzert gewidmet. Zudem ist er bei der Eröffnung des ligeti zentrums und beim Schüler:innenkonzert beteiligt.

Sein Vater spielte in seiner künstlerischen Entwicklung eine große Rolle. „Ich bin in einer Umgebung aufgewachsen, in der es „normal” war, „seltsame” moderne Musik zu hören oder sogar zu komponieren. Sein ständiges Streben nach Originalität hat mich nachhaltig beeinflusst. Wir hatten auch viele gemeinsame Interessen und haben uns häufig in intensiven Gesprächen ausgetauscht, sodass ich wohl auch eine ganz besondere Verbindung zu seinen theoretischen Überlegungen habe.“

Auf die Frage nach einem Lieblingsstück: „Nein – mein Vater hat kaum ein Stück, das ich nicht gut finde, er war (manchmal etwas zu) selbstkritisch und hat nichts halbgegorenes veröffentlicht. Als besonders interessant könnte ich sein Hamburgisches Hornkonzert erwähnen, da es vielleicht im Vergleich zu manchen anderen Stücken weniger Beachtung findet, aber ich denke, ein Werk ist, in dem vieles, an dem er jahrelang arbeitete, zur Reife gelangt ist, besonders, was die Harmonik betrifft.“

Lukas Ligeti ist mit vielen Weggefährten seines Vaters gut bekannt und so wird es im Rahmen des Festivals zu einigen vertrauten Begegnungen kommen: „Ich freue mich auf alle! Ganz besonders könnte ich vielleicht Simha Arom erwähnen, aber insgesamt freut es mich sehr, bei diesem Festival dabei sein zu können.

Portraitkonzert Lukas Ligeti am 4. Mai um 21 Uhr

AKFRIKANISCHE POLYRHYTHMIK

Die Aka Pygmäen aus Zentralafrika beim Musizieren
Die Aka Pygmäen aus Zentralafrika beim Musizieren
Foto: Harald Schmitt
Ligeti hörte mit seinen Studierenden gerne Musik aus aller Welt. Anfang der 80er Jahre brachte ihm Roberto Sierra einmal die Aufnahmen mit, die Simha Arom mit den Aka Pygmäen gemacht hatte. Ligeti war fasziniert von dieser Musik. Er las Aroms Analysen über die Prinzipien afrikanischer Polyrhythmik und wendete sie in zahlreichen seiner Werke an.

1984 lernten sich beide persönlich in Jerusalem kennen und es entwickelte sich eine enge Freundschaft. Unter Mitwirkung afrikanischer Perkussionist:innen sowie einer Tänzerin wird Arom am 7. Mai eine Concert Lecture halten, bei der er auf seine Forschungstätigkeit eingeht und Bezüge zur kompositorischen Arbeit Ligetis herstellt.

Ergänzend zu dieser Veranstaltung ist die Fotoausstellung mit Bildern des Stern-Fotographen Harald Schmitt zu empfehlen, in die Arom gemeinsam mit seinem langjährigen Freund Reinhard Flender einführt. Die Bilder zeigen Arom bei der Feldforschung, geben aber auch Einblick in den Lebensalltag der Pygmäen.

Reinhard Flender – selbst Komponist – beschreibt seine ersten Berührungen mit diesem Forschungsfeld so: „Ich war seit den 80er Jahren von der Entdeckung, rein rhythmische Musik außerhalb des metrischen Systems zu komponieren, fasziniert und habe Ligetis Klavieretüden geliebt und bewundert. Es bleibt eine große Herausforderung für die Musiktheorie, neben der Harmonielehre auch eine universelle Rhythmuslehre zu entwickeln. Simha Arom hat mit seinen Forschungen viel dazu beigetragen, hier die Grundlagen zu schaffen, auf denen wir weiter aufbauen können.“

Concert Lecture am 7. Mai um 17 Uhr
Foto-Ausstellung am 3. Mai um 17.30 Uhr

JEDE FASER IN MIR WILL MITTANZEN

Tanja Becker-Bender, Geigerin
Tanja Becker-Bender, Geigerin
Foto: M. Borggreve
„Ich würde es am liebsten ständig spielen…“ Mit Ligetis legendärem Violinkonzert ist Tanja Becker-Bender am 5. und 6. Mai im Forum zu erleben. Zu dem anspruchsvollen Werk hat sie eine intensive Beziehung, die vor genau 10 Jahren begann, als sie es zum ersten Mal mit der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken spielte: „Ich erlebe dieses Werk geradezu als körperlich packend, jede Faser in mir will mittanzen. Es ist von einer unerhörten emotionalen Intensität, gleichzeitig frappierend geistreich und assoziationsreich und mit immer wieder aufblitzendem Humor.
Ligeti geht für die Aufführenden immer an die Grenze des Machbaren und ein wenig darüber hinaus. Jeder Part, nicht nur der Solopart, ist von höchsten Schwierigkeiten gespickt. In einer Bläserstimme schreibt er persönlich "es ist möglich!" in die Partitur, vermutlich, da jemand ihm das Gegenteil gesagt hatte. Bei aller immensen Kraft ist das Zerbrechliche, das Risiko immer mitkomponiert, und man muss sich zusammen ganz darauf einlassen.“

Begleitet wird Tanja Becker-Bender vom Ensemble 13/14. Auf dem Programm stehen außerdem das Hamburgische Konzert für Horn und Orchester sowie das Kammerkonzert für 13 Instrumentalisten. Für die teils noch sehr jungen Studierenden empfindet sie große Bewunderung: „wie sie sich mit Mut und Hingabe auf dieses Projekt einlassen, wäre sicherlich ganz im Sinne von Ligeti.“

Konzerte mit dem Ensemble 13/14 sind am 5. Mai und am 6. Mai im Forum der HfMT

KLASSENTREFFEN MIT FOKUS KLAVIER

Cover zum Buch
Cover zum Buch "György Ligeti im Spiegel seiner Hamburger Kompositionsklasse"
„Viele Student:innen Ligetis haben sehr dankbare, farbige, klaviergerechte, wirkungsvolle Klaviermusik geschrieben, und ich habe immer wieder gefunden, dass ein Abend, der aus Stücken von Ligeti und seiner Klasse besteht, sehr unterhaltsam sein kann.“ Hubertus Dreyer (selbst ehemaliger Ligeti-Schüler) übernimmt den Klavierpart in Geschichten vom Apfel und vom Stamm am 2. Mai im Forum.
Wie kam es eigentlich zu diesem Titel? „Tja: Ligeti hat uns strikt verboten, ihn zu imitieren. Aber manches war durch den Wunsch, bei ihm zu studieren, sozusagen wohl mitgegeben, z.B. sind fast alle von uns Mahler-Fans (und waren es auch, bevor wir zu Ligeti kamen), der Avantgarde kritisch wohlgesonnen, erstaunlich viele hatten einmal eine Hesse-Phase, die sie später überwanden, und ich persönlich stellte zu meinem Erstaunen, aus einer Kleinstadt mit wenig »Avantgarde-Sinn« kommend, fest, dass Ligeti die gleichen Lieblingsbücher hatte wie ich.“

Gibt es die Klasse von damals noch? „Viele von uns sind über die Jahre in engem Kontakt geblieben, sowohl beruflich als auch privat und wir haben gerade ein Buch zusammen herausgebracht: György Ligeti Im Spiegel seiner Hamburger Kompositionsklasse Der Klavierabend kann auch als Teil einer musikalischen Ergänzung zu dem Buch gesehen bzw. gehört werden. Eine Vorstellung der vielen Farben (und der „roten Fäden“), die Ligetis Kompositionsklasse ausmachen(t)en. Das Buch regt an zum Nachdenken über einige auch heute aktuelle kompositorische Fragen. Und es beinhaltet Wissenswertes über die Kompositionsklasse, einen etwas anderen Blick auf Ligeti sowie Klatsch, Anekdoten und jede Menge Fotos!“

Gechichten vom Apfel und vom Stamm am 2. Mai im Forum

MIT SELBSTBEWUSSTSEIN CHARAKTERE FINDEN

Das Holzbläserquintett Elbwinds
Das Holzbläserquintett Elbwinds
Foto: christina Körte
Ein sehr bemerkenswertes Kammermusikprogramm haben Lehrende und Studierende aller Instrumentalklassen auf die Beine gestellt. In unterschiedlichsten Formationen widmen sie sich Ligetis anspruchsvollem Werk. Eines der auftretenden Ensembles ist das Ensemble Elbwinds.

„Es war ein Wunsch von uns, dieses Stück zu spielen, für dieses Werk haben wir unser Quintett geformt.“, verraten sie im Interview mit Hannah Bernitt für die Hochschulzeitung. Gemeint sind die Sechs Bagatellen für Bläserquintett von György Ligeti, entstanden im Jahr 1953. „Alle haben Respekt vor diesem Stück, da dachten wir uns: Wir haben keine Angst,
wir fangen einfach mit Ligeti an. Professionalität und Disziplin sind dabei unerlässlich, aber nicht nur. „Mutig und mit Selbstbewusstsein die Charaktere finden“ lautet eine Spielanweisung, die es in sich hat und für die es viel Übung braucht.“

Bevor die Sechs Bagatellen im Forum zu hören sein werden, gingen dem bereits einige Auftritte mit diesem Werk voraus. „Dieses Stück verändert sich von Auftritt zu Auftritt“ erklärt das Quintett. „Wir werden mutiger und eben auch mutiger, Fehler zu machen. Das Arbeiten an einem Werk wie den Sechs Bagatellen schweißt auf jeden Fall zusammen. Wir wollten wie eine Person klingen.“

Kammerkonzert am 4. Mai im Forum

DAS NEUE LIGETI ZENTRUM IN HARBURG

Nennen wir es ein würdiges, posthumes Geburtstagsgeschenk…
Ligeti hatte sich bei den Berufungsverhandlungen für seine Professur in Hamburg ein Computermusikzentrum gewünscht, aber daraus wurde leider nichts.

Dank einer Förderung in der Bund-Länder-Initiative "Innovative Hochschule" konnte nun das ligeti zentrum realisiert werden. Mit dem Namen wird nicht nur dem Geburtstagskind ein Denkmal gesetzt. Es ist auch ein Akronym und steht für ‚Laboratorien für Innovationen und Gesellschaftliche Entwicklung durch den Transfer von Ideen‘.

Am 3. Mai ist Eröffnung. Da können die neuen Räumlichkeiten erkundet werden und die Verbundpartner stellen sich vor. Neben der Hochschule für Musik und Theater sind das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), die Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) und die Technischen Universität Hamburg (TUHH) beteiligt. Gemeinsam verfolgen die vier Institutionen einen interdisziplinären Forschungsansatz und setzen stark auf eine gegenseitige Befruchtung in der Lehre.

Projektleiter Prof. Dr. Georg Hajdu freut sich besonders, dass der legendäre Stanford-Professor John Chowning anwesend sein kann. „Er hat damals für Ligeti die Planungen zu dem ursprünglichen Zentrum gemacht und war mit diesem eng befreundet. Er wird am Abend beim Tape Music Konzert mit zwei Stücken neben Ligetis Artikulation präsent sein. Und in unserem Production Lab, der auch als Konzertsaal fungiert, werden wir auch zwei musikalischen Beiträge haben.
Ich selbst kümmere mich gerade um Porträtfotos und Reproduktionen von Arbeiten von Ligeti und Chowning, die wir in die Eingangsbereiche des ligeti zentrums hängen wollen. Sie repräsentieren für mich in Person und Werk alles, für das das Zentrum in der Zukunft stehen wird: Musik, Theater, Medien, Medizin und Technologie in Lehre, Forschung und Transfer.“

Eröffnung des ligeti zentrums am 3. Mai am Veritaskai in Harburg

LIGETI SPEZIAL IN DER HOCHSCHULZEITUNG ZWOELF

Hochschulzeitung zwoelf. Ausgabe 32
Hochschulzeitung zwoelf. Ausgabe 32
Zur Vertiefung des ein oder anderen Gedankens und weiterführende Einblicke in Leben und Wirken György Ligetis empfehlen wir wärmstens unsere Hochschulzeitung zwoelf. Sie ist im April erschienen und widmet Ligeti ihren ganzen zwoelf-seitigen Thementeil.
Sie können die Zeitung online lesen oder sich ein gedrucktes Exemplar kostenlos nach Hause bestellen. Schreiben Sie uns dafür einfach eine Mail mit Ihrer Postanschrift an redaktion.zwoelf[at]hfmt-hamburg.de

KOMMEN SIE!

Wir könnten weitermachen, aber der Newsletter gleicht schon jetzt einer Papyrusrolle. Die Begeisterung ging mit uns durch und wir hoffen, dass wir Sie ein bisschen anstecken konnten, denn wir wünschen uns, dieses vielfältige Programm mit Ihnen teilen zu können.
Auf unserer Homepage finden Sie das vollständige Festivalprogramm

Wir freuen uns auf Ihr Kommen!
Ihre HfMT

WAS SONST NOCH LÄUFT

finden Sie wie gewohnt in unserem Online Veranstaltungskalender
Wir freuen uns auf ihren Besuch!

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