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ODE AN DIE VERLETZLICHKEIT


Liebe Freund:innen der HfMT,

Es ist November und der Sinn steht uns nach Seelenwärmern. Der Oktober war strahlend und ließ uns schwungvoll das Semester sowie unsere neuen Räume am Wiesendamm eröffnen. Der nun vor uns liegende Monat zeigt sich in seiner Konzeption stiller, weniger greifbar.

Bei näherer Betrachtung unserer Veranstaltungs-Empfehlungen entpuppt sich ein berührend schöner roter Faden als Würdigung des Fragilen. Ob es um die Kunst des Improvisierens, Texte fernab von Stringenz oder gar ums Weinen geht: Weichheit und Biegsamkeit verhelfen hier dem Ausdruck zu seiner ganz eigenen Kraft.

IMPROVISATION ALS HALTUNG

Vlatko Kucan - improvisor, musician, composer, music therapist
Vlatko Kucan - improvisor, musician, composer, music therapist
Foto: Fabian Hammerle
„Jegliche Art gemeinsamer, kreativer und sozialer Handlung ist ihrem Wesen nach Improvisation. Sie ist uns Menschen angeboren, wir können das im frühkindlichen Spiel beobachten. Erfahrungsgemäß wird diese Fähigkeit aber im weiteren Verlauf gestaltet, behindert oder sogar gebrochen, und wir müssen sie uns erst wieder zurückerobern, ohne dabei ins Infantile zurückzufallen.
Auf die Kunst angewendet, geht es dabei ganz elementar um das Erleben von Freiheit, das Ausprobieren von Dingen (die nicht immer gelingen) und ein alles verbindendes, empathisches Miteinander als kreativer Motor unseres Tuns.
Das ist die Grundidee von SPIIC (Studio für polystilistische Improvisation und interdisziplinären Crossover)“, erklärt mir Projektleiter Vlatko Kuĉan am Telefon.

In der Reihe „SPIIC meets“ ist in den kommenden Tagen der Saxophonist Evan Parker zu Gast an der HfMT. Zusammen mit seinem Electro-Acoustic Ensemble ist das improvisatorische Urgestein vom 5. bis 7. November in Workshops, Lectures, Concerts und Talks in der JazzHall zu erleben. Kleiner improvisatorischer Nebeneffekt: aufgrund der Corona-Pandemie kann Evan Parker nicht persönlich anreisen, sondern wird live aus London dazugeschaltet.

SPIIC wird gefördert von der „Innovativen Hochschule“, einer gemeinsamen Initiative vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz.

DIE KRAFT DER TRäNEN

Probenarbeit zu RADICAL CRYMENTO
Probenarbeit zu RADICAL CRYMENTO
Foto: Christopher Dippert
Ein Abend über das Weinen? Ist das nicht furchtbar traurig? Nein und im Gegenteil. Mit „RADICAL CRYMENTO“ wollen wir das Weinen stark machen, den Tränen ihren Raum geben. Sie und uns alle zum Weinen ermuntern, ganz im Sinne der Radical Softness Bewegung. Aber auch das Weinen, seine politische und gesellschaftliche Bedeutung und den Vorgang als solchen erforschen. Raus aus dem Versteck, rein in unsere Mitte.

Um eine möglichst heterogene Gruppe in den künstlerischen Prozess einzubeziehen, wurde eine anonyme Befragung durchgeführt und persönliche Geschichten eingesammelt. Das Produktionsteam um Regisseurin Elli Neubert dazu: „Wir waren total überwältigt davon, wie viele Menschen an unserem Online-Fragebogen teilgenommen haben. Die Antworten waren sehr persönlich und intim. Viele haben uns erlaubt, ihre Antworten für die Performance zu nutzen. Das hat uns natürlich gefreut, und auch zusätzlich bestätigt, dass das Thema Weinen für viele sehr wichtig ist. Mit den Geschichten sind wir sehr behutsam umgegangen, denn wir wollten sie nicht ‚benutzen, um auf die Tränendrüse zu drücken‘. Deshalb haben wir uns in der Textproduktion vor allem auf den Vorgang des Weinens konzentriert.“

Die Musik zum „Versuch über das Weinen“ kommt von der barocken Komponistin und Sängerin Barbara Strozzi. Premiere ist am 5. November.

OHNE LOGIK

Kompositionsstudent Leon Zmelty
Kompositionsstudent Leon Zmelty
Foto: Christina Körte
Leon Zmelty (Kompositionsstudent bei Prof. Gordon Kampe) ist glücklicher Gewinner des Kompositionswettbewerbs, der am 27. September in Kooperation mit dem Landesmusikrat Hamburg e.V. und dem Landesjugendorchester Hamburg veranstaltet und von der Hochschulstiftung mit einem Preisgeld von 1.000 € versehen wurde.

Über sein neues Werk schreibt Leon im Programmheft: „Das Gedicht ‚nachts leuchten die schiffe‘ von Nico Bleutge (*1972) ist Inspiration und Grundlage meiner gleichnamigen Komposition. Mich begeistert an diesem Gedicht, dass es keiner ‚logischen‘, stringenten Erzählung folgt, sondern allein durch die Aneinanderreihung von Bildern eine sehr starke Atmosphäre erzeugt. Naturphänomene werden kombiniert mit fantastischen und humorvollen Passagen, und führen zu einer Stimmung zwischen Melancholie, Sehnsucht, Neugierde und innerer Ruhe.

In der Musik wird diese Stimmung widergespiegelt. Wie im Gedicht werden konkrete Bilder hörbar bevor sie verschmelzen und anfangen zu ‚leuchten‘.
Zunächst erklingt im ersten Satz die ‚bewegung des wassers‘, bevor ein zweites Motiv, das ‚Licht‘, erscheint, in das Wasser eintaucht und sich zu etwas neuem verbindet – einem ‚zwischending aus gas und flüssigkeit‘. […]"

Neben Zmelty stehen die Komponisten Gerald Finzi (1901-1956) und Wolfgang Amadeus Mozart auf dem Programm der enthusiastischen Nachwuchsmusiker:innen des Landesjugendorchester Hamburg im Konzert am 15. November im Forum.

WAS SONST NOCH LÄUFT

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