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vom Mo., 19.11.2018

Trauer um Wolfgang Schlüter

Der große Vibrafonist und Mitbegründer des Jazz-Studiengangs an der HfMT verstarb im Alter von 85 Jahren

Der Vibrafonist Wolfgang Schlüter ist nach Angaben seiner Familie und seiner Plattenfirma Skip Records am 12. November 2018, seinem 85. Geburtstag, an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Der Ausnahmemusiker gehörte zu den letzten deutschen Jazz-Urgesteinen und zu den wichtigsten Vibraphonisten international. Seit 1985 war Wolfgang Schlüter Professor an der Hochschule für Musik und Theater für die Fächer Vibraphon, Rhythmus, und Jazz-Ensemble und damit einer der Mitbegründer des Jazzstudiengangs in Hamburg. Mehr als 30 Jahre lang prägte er auch das Spiel der NDR Bigband. Bis zuletzt war Wolfgang Schlüter musikalisch aktiv und bereitete gerade die Veröffentlichung einer neuen CD vor. In 2017 wurde Wolfgang Schlüter für sein Lebenswerk mit dem „Hamburger Jazzpreis“ ausgezeichnet.

Mehr als ein paar gespielte Takte brauchte es nicht, um ihn zu erkennen: Wolfgang Schlüters weicher und warmer Klang am Vibraphon galt als einzigartig. Was auf der musikalischen Ebene sein unvergleichlicher Sound, das war auf der persönlichen Ebene seine freundliche Art. Sein breites Grinsen hinter dichtem weißem Bart stand ihm dabei ebenso gut zu Gesicht, wie die für ihn typische Bescheidenheit, wann immer er auf seine fast beiläufige Virtuosität angesprochen wurde. "Das ist ein Empfinden", sagte er dann mit einem entschuldigenden Schulterzucken. "Einfach so, wie man spielt!"

Nach seinem Schlagzeugstudium in Berlin war er viele Jahre mit dem Michael Naura Quintett unterwegs, spielte nachts Konzerte und verbrachte die Tage mit Proben. Wolfgang Schlüter war regelmäßiger Solist in allen großen Jazzorchestern der letzten Jahrzehnte, darunter Kurt Edelhagen, Erwin Lehn, Paul Kuhn, Peter Herbolzheimers RC&B, James Last und vielen mehr. Ab 1965 stieg er fest bei der NDR Bigband ein und gehörte zusammen mit dem Saxofonisten Herb Geller über Jahre hinweg zu den Stars der Band. Er begleitete deren Wandel vom reinen Unterhaltungsorchester zu einem echten Jazz-Ensemble und prägte den Sound der NDR Bigband über drei Jahrzehnte hinweg entscheidend mit. Auch lange nach seiner offiziellen Pensionierung blieb er musikalisch aktiv, spielte Konzerte mit seinem eigenen Quartett Four Colours, im Duo mit dem Hamburger Pianisten Boris Netsvetaev und auch immer wieder mit den alten Kollegen der NDR Bigband. Dass Wolfgang Schlüter seit einem Augeninfarkt 2004 fast blind war, schien seinen musikalischen Schaffensdrang nicht zu trüben.

Die HfMT Bigband spielte ein letztes Projekt mit Wolfgang Schlüter am 4. Juni 2017 auf dem Elbjazz Festival vor der Elbphilharmonie und erinnert sich sehr gern an diesen wundervollen Moment.

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