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vom Di., 08.11.2022

Da ist Musik drin

Ein neues Centrum für das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Feierlicher Auftakt zur Gründung des Centrums

In Kooperation mit der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT) gründete das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) im Herbst dieses Jahres als erstes Universitätsklinikum Deutschlands ein Centrum für Musikmedizin und Musiktherapie (CMM). Traditionell bewegen C-Centren im UKE so genannte Querschnittsthemen, bei denen mehrere Disziplinen beteiligt sind, in diesem Fall geht es um die Verbindungen von Musik und Medizin. Musikmedizin und Musiktherapie finden bereits in zahlreichen medizinischen Fachgebieten evidenzbasiert Anwendung: am UKE in den Kliniken für Psychiatrie, Kinder- und Jugendpsychiatrie, in der Onkologie, der Palliativmedizin und in der Neurologie.

Was bietet das neue Centrum an?
Das Centrum bündelt nun den Ausbau und entwickelt die bisherigen Aktivitäten weiter rund um den Einsatz von Musik im medizinischen Kontext. Neue interdisziplinäre Forschungsvorhaben festigen Musikmedizin und Musiktherapie im UKE. Dazu gehören auch die in dieser Form in Deutschland einzigartigen laufenden Untersuchungen zur akustischen Umgebung in Krankenhäusern, Wartesälen und Operationssälen („healing soundscapes“) am Herzzentrum des UKE sowie der bislang in Hamburg noch wenig etablierte Bereich der Musiker:innenmedizin, bei dem die Gesundheitskompetenz von Leistungsmusiker:innen im Fokus steht. Die bisherigen Sprechstunden für Studierende der Musik und Profimusiker:innen in der Allgemeinmedizin des UKE und die Präventionsseminare an der HfMT Hamburg werden durch gezielte spieltechnikbezogene Forschungen erweitert, welche die (angehenden) Leistungsmusiker:innen unterstützen sollen, die anspruchsvollen Bewegungsabläufe beim Instrumentalspiel effizient und gesundheitsbasiert zu meistern . „Diese drei Themenfelder aus Musikmedizin/ Musiktherapie, Musiker:innenmedizin und „healing soundscapes“ bilden zunächst die Säulen des neuen Centrums für Musikmedizin und Musiktherapie am UKE“, erklärt Prof. Dr. Eike Sebastian Debus als Initiator und Gründer des innovativen Centrums am UKE: „Am UKE haben wir mit dem erfolgreichen Format Mensch, Musik, Medizin (MMM) bereits eine längere Tradition rund um Musik und Medizin. Das bereichert unsere Arbeit und zeigt uns immer wieder eindrücklich, dass künstlerische Aktivitäten essentiell zur Gesundung beitragen können. Mit dem neuen Centrum werden wir vor allem im Hinblick auf die Integration von Musik und Musiktherapie in die medizinischen Bereiche beispielgebend auch für ganz Deutschland sein können.“
Diese Aussage greift jüngere Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf. Diese hat um die 900 Studien weltweit zum Thema Gesundheit und Kreativität ausgewertet. Das Ergebnis bestätigt sicher die Vermutung vieler Menschen: Kreative und schöpferische Betäti¬gungen wie Singen, Musizieren, Tanzen oder auch bildnerisches und geistiges Gestalten verbessern Wohlbefinden und Gesundheit.
Die evidenzbasierte Anwendung von Musik in einem medizinischen Umfeld stellt nicht nur eine therapeutische Behandlung dar, sondern bringt auch die Künste in ein hochtechnisiertes Umfeld zurück. Neben professionellem Wissen, methodischen oder operativen Fähigkeiten und Evidenz brauchen wir ganz wesentlich Qualitäten wie Kreativität, Intuition, Emotionalität, Mitgefühl, zwischenmenschliche Aufmerksamkeit und Engagement, Ästhetik und Spiritualität, um die medizinische Behandlung als Heilkunst im eigentlichen Sinne des Wortes zu erhalten. Die Musik bringt Menschlichkeit und Würde in den Krankenhausbetrieb zurück, da sie die benannten Kernbedürfnisse des Menschen erfüllt.

Vorgeschichte
Der Gründung des Centrums geht eine jahrzehntelange Zusammenarbeit des Instituts für Musiktherapie an der HfMT Hamburg mit dem UKE in Forschung, Lehre und klinischer Praxis voraus. So fungiert das UKE bereits seit 2011 als Lehrkrankenhaus für die Musiktherapeutie-Studierenden der HfMT Hamburg. Hier leitet die Fachgruppe Musiktherapie des UKE im Rahmen der Zusammenarbeit mit dem Dekanat Lehre UKE studienimmanente Praktika an und setzt Lehrveranstaltungen um in der Berufsfelderkundung des Masterprogramms der HfMT Hamburg. Auch blicken HfMT Hamburg und UKE auf eine ganze Reihe wissenschaftlicher Fachkongresse zurück, die in der Vergangenheit gemeinsam durchgeführt wurden.

Mitglieder
Am CMM beteiligen sich mehrere Kliniken des UKE, federführend die Klinik und Poliklinik für Gefäßmedizin unter Leitung von Prof. Dr. Eike Sebastian Debus, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie mit Prof. Dr. Dr. Martin Härter sowie Institut und Poliklinik Allgemeinmedizin mit Prof. Dr. Scherer. Auch das Zentrum für Anästhesiologie und Intensivmedizin ist mit Prof. Dr. Christian Zöllner an einer Zusammenarbeit interessiert und weiteren Kliniken steht die Option einer Beteiligung offen. Von Seiten der HfMT Hamburg bringt sich initiativ das Institut für Musiktherapie unter Leitung von Prof. Karin Holzwarth und Prof. Dr. Dorothee von Moreau als Gründungspartner ein. Im Forschungsprojekt „healing soundscapes“ ist der Fachbereich Multimedia Composition der HfMT Hamburg unter Leitung von Prof. Dr. Georg Hajdu ein wichtiger Player. Ein maßgeblich prägendes Mitglied für das CMM als Ganzes stellt last but not least die Fachgruppe Musiktherapie am UKE dar. Ihre unermüdliche Vernetzungsarbeit über die Grenzen der verschiedenen beteiligten Kliniken des UKE hinweg ist Keimzelle und Herzstück der Wegbereitung hin zu dieser außerordentlichen Centrums-Gründung.

Gründungsveranstaltung
Einen Auftakt und eine feierliche Rahmung zur Gründung des Centrums bildete die erste Science & Sounds Conference im September 2022 am UKE zusammen mit der HfMT Hamburg sowie der Internationalen Society for Music and Medicine (ISMM). Gastdozierende und Teilnehmende aus USA, Finnland, Israel, Deutschland, der Schweiz und Österreich gaben u.a. in Expert:innenpanels der Centrumsgründung entscheidende Impulse und eine hochkarätige internationale fachliche Anbindung. „Wir wissen, dass Musik in der Medizin bereits seit vielen Jahren international erfolgreich angewendet wird“, bestätigt Prof. Dr. Dorothee von Moreau vom Institut für Musiktherapie der HfMT Hamburg: „Es gibt vielfältige klinische und wissenschaftliche Evidenz. Wir wollen jetzt in Hamburg mit dem neuen Centrum am UKE eigene Forschungen stärken und vertiefen.“ Die gelungene Auftakt-Konferenz aus Fachtagung, Expert:innenpanels und Öffentlichkeitstag soll in den kommenden Jahren im Wechsel mit der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) weitergeführt werden, um am Beispiel des UKE-Centrums in Hamburg die Entwicklung der Musik in der Medizin auch in Nachbarländern zu intensivieren.


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