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vom Mo., 09.07.2018

„Wir genießen die himmlischen Freuden“

Windfuhrs Werkstatt-Konzerte mit den Symphonikern Hamburg

Auf dem Programm stehen die Uraufführung von Matti Pakkanens Werk „Umbra“ sowie Gustav Mahlers wunderbare 4. Symphonie. Es spielen die Symphoniker Hamburg unter der Leitung von Ulrich Windfuhr. Als Solist bestreitet die Sopranistin Michaela Kaune ihr Antrittskonzert als neue HfMT-Professorin.

Datum, und Ort: Freitag, den 13. Juli 2018, Forum der HfMT.
Beginn ist 19.30 Uhr, eine Einführung in die Werke findet um 18.45 Uhr statt.
Eintritt: 10 Euro (ermäßigt 5 Euro)

Zu den Werken:
Pakkanen: Umbra
Die zentrale Idee von „Umbra“ ist Transition von Einfachkeit zur Komplexität, von Klarheit zur Verwischtheit. Die Stück fängt an mit sehr leisen Flageolettönen in den Streichern. Zuerst klingen nur die Obertöne von D. Allmählich kommen – dem Quintenzirkel von D aus in beide Richtungen öffnend – immer mehr Obertonreihen dazu, bis sie – wie Strahlen in jeder Richtung – den ganzen Kreis umfassen. Die Überlagerung immer mehrerer Obertonreihen verursacht eine allmähliche Schattierung des Texturs bis zur kompletten Undurchsichtigkeit; daher die Name „Umbra“ (Sonnenfleck). Die zweite Hälfte des Stücks besteht aus einen 46-stimmigen mikropolyphonen, mit serieller Verfahrensweise konstruierten Kanon, die sich langsam verdünnt, bis am Ende wieder nur eine Obertonreihe auf D zurückbleibt. Um die größtmögliche Feinheit der Textur, sowie möglichst dichte Mikropolyphonie zu erreichen, werden alle Streicher solistisch behandelt.

Matti Pakkanen ist 1977 in Pori, Finnland geboren. Als Sechsjähriger erhielt er ersten Klavierunterricht, und ging ein Jahr später in die Musikschule am Palmgren-Konservatorium mit dem Hauptfach Cello. Er studierte Gesang in Lahti, Finnland 1998-2001 und in Järna, Schweden 2001-2003. 2003-2007 studierte er Gesangspädagogik und Chorleitung am Musikseminar Hamburg. Ebendort besuchte er auch Kurse in mikrotonaler Musik bei Heiner Ruland. Seit 2011 studiert er Komposition an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg bei Prof. Manfred Stahnke. Mikrotonalität ist meistens deutlich präsent in seine Musik, und, in Zusammenarbeit mit der Firma „Marimba“ in Bielefeld, hat er auch verschiedene Schlaginstrumente mit, von gewöhnlichen abweichenden Stimmungen, entwickelt. Seine eigene Untersuchungen im Bereich der Mikrotonalität wurden in einem Artikel, dem er für das Buch „1001 Mikrotöne“ (Von Bockel
Verlag) schrieb, veröffentlicht. Er war 2014-2017 Stipendiat der Oscar und Vera Ritter-Stiftung. Im Sommer 2014 war er „Composer in Residence“ in Kulturzentrum M.K.Sarbievius in Kražiai, Litauen. Seine Musik wurde in vielen Konzerthäusern um die Welt, wie Sage Gateshead in Großbritannien oder Shanghai Symphony Hall, gespielt.


Mahler: Symphonie Nr. 4
Gustav Mahler komponierte die 4. Sinfonie in den Sommermonaten der Jahre 1899 und 1900. Die Reinschrift beendete Mahler am 5. Januar 1901. Der Kompositionsprozess umfasste lediglich drei Sätze, da das Finale bereits feststand. Für dieses verwendete Mahler das Lied "Das himmlische Leben" aus den von ihm vertonten Liedern Des Knaben Wunderhorn. Das Lied war bereits 1892, während der Arbeit an der 2. Sinfonie, entstanden. Ursprünglich plante Mahler, seine 4. Sinfonie als sinfonische Humoreske zu konzipieren. Hierbei sollten vokale Elemente wesentlich großzügiger integriert werden, als dies letztlich geschah. Drei der geplanten sechs Sätze sollten aus Wunderhorn-Liedern bestehen, wie der früheste Satzplan von 1896 ausweist. Die tatsächliche Umsetzung hat jedoch mit diesem Plan nur noch die Tonart G-Dur und den Finalsatz gemeinsam.
Die Uraufführung der Sinfonie fand am 25. November 1901 mit dem Kaim-Orchester und der Sopranistin Margarete Michalik unter der Leitung von Gustav Mahler in München statt. Das Werk fiel durch und rief Befremden bei den Zuhörern hervor. Der im Vergleich zu den beiden vorherigen Wunderhorn-Sinfonien weniger groß angelegte und pompöse Duktus enttäuschte das Publikum. Auch sorgte die Abkehr vom romantischen Pathos für Verwirrung. Der Musikkritiker Theodor Kroyer warf Mahler beispielsweise vor, dass die Sinfonie "kein originelles Fühlen" enthalte. Alles sei "Technik, Berechnung und innere Verlogenheit, eine kränkliche, abschmeckende Übermusik." Die Allgemeine musikalische Zeitung sprach von einem „wenig erquicklichen Eindruck“. Nur wenige Kritiker erkannten den fortschrittlichen Wert des neuen Werkes. Mahlers Freund Ernst Otto Nodnagel rühmte die Uraufführung als "erstes wirkliches musikalisches Ereignis im 20. Jahrhundert". Theodor W. Adorno äußerte später: „Ein Meisterwerk wie die vierte Sinfonie ist ein Als-Ob von der ersten bis zur letzten Note“. Heute zählt Mahlers 4. Sinfonie zu den beliebtesten Werken des Komponisten. Mahler selbst bezeichnete die Sinfonie als eines seiner besten Werke.
Zu den Ausführenden
Michaela Kaune studierte an der Hochschule für Musik in Hamburg und ist u.a. Preisträgerin des Belvedere Wettbewerbs Wien und des Bundeswettbewerbs Gesang.
Die Künstlerin ist seit vielen Jahren an den wichtigsten internationalen Opernhäusern zu Gast. Ende der Saison 2015/2016übernahm sie unter Philippe Jordan mit großem Erfolg eine komplette Serie des Rosenkavalier an der Opéra de Paris, in der sie mit der Marschallin in einer ihrer wichtigsten Partien zu sehen war.
Michaela Kaune ist mit der Deutschen Oper Berlin eng verbunden und wurde im Jahr 2011 zur Berliner Kammersängerin ernannt. Besonders hervorzuheben ist auch die regelmäßige Zusammenarbeit mit der Bayerischen Staatsoper München und der Semperoper Dresden sowie Gastverträge an der Opéra National de Paris, der Wiener Staatsoper, dem New National Theatre, Tokyo, der Nederlandse Opera, dem La Monnaie, Brüssel, am Grand Théâtre de Genève und an der Vlaamse Opera Antwerpen sowie bei den Salzburger Festspielen, den Bayreuther Festspielen, dem Ravinia Festival, dem Budapest Festival, dem Maggio Musicale, Florenz, dem Festival de Radio France, dem Musikfest Berlin, der Carnegie Hall New York und beim NHK Sinfonieorchester Tokyo. 2011 wurde die Künstlerin zur Berliner Kammersängerin ernannt.
Zum Wintersemester 2013/14 übernahm Ulrich Windfuhr die Professur für Dirigieren an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Ein Schwerpunkt seiner Tätigkeit ist neben der Ausbildung von jungen Dirigentinnen und Dirigenten die Leitung des Hochschulorchesters. Ulrich Windfuhr wurde 1960 in Heidelberg geboren. Er studierte von 1978 bis 1984 in Köln Klavier, Dirigieren und Kammermusik. Er setzte seine Studien anschließend bei Franco Ferrara in Siena, Florenz und Rom fort. Als DAAD-Stipendiat in Wien lernte er bei Otmar Suitner und Karl Österreicher, Dirigierkurse besuchte er bei Gennadi Roshdestvensky, Carlo Maria Giulini und Leonard Bernstein. 1985 war Ulrich Windfuhr Preisträger beim Internationalen Dirigierwettbewerb Vittorio Gui und 1986 beim Internationalen Dirigierwettbewerb Janos Ferencsic in Budapest. Nach Kapellmeisterpositionen in Dortmund, Augsburg, Nürnberg bei Christian Thielemann und Hannover zuerst kommissarischer Generalmusikdirektor in Karlsruhe, dann GMD in Kiel. Von 2006 bis 2012 ständiger Gastdirigent an der Deutschen Oper Berlin. Seit 2007 Professor für Dirigieren an der HMT Leipzig. Juror beim deutschen Dirigierwettbewerb, Juror und Kursleiter beim deutschen Dirigentenforum.

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