Zum Tode von Günter Friedrichs
Wie erst jetzt bekannt wurde, ist der Hamburger Komponist und Musiktheoretiker sowie langjährige Professor der Hochschule für Musik und Theater Hamburg am 17.11.2021 im Alter von 85 Jahren gestorben. Friedrichs studierte in den Fünfziger Jahren in Hamburg Schulmusik und bei Ernst Gernot Klussmann Komposition. Von 1962-1963 hatte er die Gelegenheit, an den legendären Analysekursen von Olivier Messiaen am Conservatoire de Paris teilzunehmen. Seine Lehrtätigkeit begann er 1963 an der Hamburger Musikhochschule zunächst als Dozent für Tonsatz, ab 1975 lehrte er als Professor Komposition und Musiktheorie. Zu seinen Schülern gehörten unter anderen die Komponisten Detlef Müller-Siemens, Detlef Glanert und Erhan Sanri. Gemeinsam mit Heide Andreas veröffentlichte Friedrichs 1986 eine Harmonielehre, die sich an den Ausbildungsbedarfen der Hochschulen orientierte und über viele Jahre sehr verbreitet war.
Der Komponist Friedrichs war – für seine Generation nicht selbstverständlich – offen für Musik sehr unterschiedlicher Art, einschließlich Jazz und populärer Musik. Seine Fähigkeit zu einer grenzüberschreitenden Leichtigkeit schlägt sich nicht nur in seinen für jüngere Zielgruppen bestimmten Werken nieder, wie der 1992 von den Hamburger Symphonikern aufgeführten Kleinen Meerjungfrau nach Hans Christian Andersen und den Schul-Musicals, die er seinerzeit für seine jüngste Tochter, die Sopranistin Nora Friedrichs komponiert hat, die eine ausgezeichnete Interpretin seiner Lieder und eine erfolgreiche Opernsängerin und Absolventin unserer Gesangsabteilung ist. Auch in kammermusikalischen Werken und besonders in seinen Klavierliedern versteht Friedrichs es, eine strenge kompositionstechnische Ökonomie mit Leichtigkeit und Gesanglichkeit zu verbinden.
Günter Friedichs war in seiner langjährigen Arbeit an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg als Lehrer und als Kollege hochgeschätzt. In den Gremien der Hochschule, die er über Jahrzehnte mitgestaltete, wirkte seine menschlich ruhige Art in hitzigen Debatten nicht selten als ein ausgleichender Pol.
Die Hamburger Hochschule wird Günter Friedrichs ein ehrendes Andenken bewahren.
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