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Aktionstag Nähe und Distanz

– Grenzen setzen und gestalten in Hochschule und Beruf –
Mittwoch 22.11.2023 10:00 - 21:30 HfMT, Campus Barmbek

Programmübersicht
Wir freuen uns über eine Anmeldung zu den Workshops unter paul.marwitz-2@hfmt-hamburg.de Eine spontane Teilnahme ohne Anmeldung ist jedoch ebenfalls möglich.

10:00 Eröffnung
10:15 Vortrag “Das Band der Kommunikation” / Prof. Stefanie Köhler
11:00 Workshop „Über angemessene Nähe und Distanz im Einzel- und Gruppenunterricht“ (nur für Lehrende) / Prof. Eva Bleckwedel & Magdalena Appelhans
11:00 studentischer Workshop “Das Machtproblem” / Awareness-Team
13:00 Workshop “Affekt und Bürgerlichkeit” / Laura Jakschas & Dr. Benjamin Sprick
14:00 Interaktive Performance „Der Aggressionsraum“ / Amelie Werner & Viola Bierich
15:00 Workshop „Über angemessene Nähe und Distanz im Einzel- und Gruppenunterricht“ (nur für Studierende) / Prof. Eva Bleckwedel & Magdalena Appelhans
15:00 Workshop "Nähe und Distanz” aus ethischer Sicht / Prof. Dr. Eckhard Weymann & Lovis Determann
16:30 Musikalische Interventionen / Vlatko Kucan und spiic+Ensemble
17:00 Lecture Performance zum Musiktheater “Nicht zu nah” / Michelle Affolter & Mara Nitz
18:00 Workshoppräsentation “Close to You” / Rama Nicholas & Schauspielstudierende
20:00 Abschlusspodium im Fish-Bowl-Prinzip / Moderation: Viola Bierich und Paula Oscar Rüdiger

(ausführliches Programm weiter unten)

Künstler:innen arbeiten mit hohem emotionalem und körperlichem Einsatz an der Entwicklung des künstlerischen Ausdrucks. Dabei entstehen unwillkürlich stark von den Persönlichkeiten der Beteiligten geprägte Beziehungen. Es liegt in der Verantwortung von Lehrenden, Mentor:innen oder Vorgesetzten, diese Beziehungen reflektiert zu gestalten. Dazu gehört, das Verhältnis von Nähe und Distanz im Beziehungsgeschehen auf angemessene Weise regulieren zu können – körperlich-räumlich, emotional und mental.

Die Abhängigkeiten von Lehrenden und Vorgesetzen, welche Künstler:innen während des Studiums und im Beruf erfahren, sind ebenso sensibel zu betrachten wie die Vorbildfunktion, die z. B. eine Lehrperson ausfüllt. Gleichzeitig ist es wichtig, dass Künstler:innen auch mit Blick auf das spätere Berufsleben bereits während des Studiums lernen, die eigenen Grenzen zu erkennen, zu benennen und ein respektvolles Miteinander einzufordern.

Der Aktionstag Nähe & Distanz findet nach einer digitalen Ausgabe 2021 und einem Tag der Begegnung im Mai 2022 zum dritten Mal statt. Performances, Workshops, Vorträge und Diskussionsforen sollen die Auseinandersetzung mit diesem Thema an unserem Haus am Aktionstag Nähe & Distanz am 22. November 2023 weiterbefördern und zu einer lebendigen und respektvollen Kultur des Miteinanders beitragen. Studierende werden ausdrücklich dazu aufgerufen, ihre Erlebensperspektive einzubringen.

Wir laden alle Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden herzlich ein, sich allein oder als Gruppe mit Beiträgen am Aktionstag Nähe & Distanz zu beteiligen. Wir werden die Bühnen öffnen — die realen in der Theaterakademie am Wiesendamm und die ideellen Bühnen in uns — um unsere unterschiedlichen Erfahrungen und Wünsche zum Thema „Nähe und Distanz“ gemeinsam auszuloten, kritisch zu betrachten und uns darüber auszutauschen. Interessierte Gäste sind willkommen!

Der Aktionstag Nähe & Distanz am 22. November 2023 wird zum gemeinsamen „akademischen Tag“ zu diesem Thema ausgerufen, der von der gesamten Hochschule mit all ihren Fachgruppen, Instituten und Dekanaten, den Mitarbeitenden in Technik und Verwaltung und dem Präsidium getragen und gestaltet wird. Künstlerische Bearbeitungen des Spannungsfeldes sind an dieser Stelle ganz besonders relevant.

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Programm
Bei allen Veranstaltungen auf der Kleinen Bühne sind interessierte Gäst:innen herzlich willkommen!
Änderungen vorbehalten

10:00 Kleine Bühne
Eröffnung
durch Prof. Karin Holzwarth (Gleichstellung), Jonas Dietrich (Vizepräsident Lehre) & das Awareness-Team. Moderation: Elli Neubert

10:15 Kleine Bühne
Vortrag “Das Band der Kommunikation”
Wie wir durch professionelle Kontaktaufnahme den gemeinsamen Raum strukturieren und klare Unterrichtsbeziehungen gestalten.
(Stefanie Köhler, Professorin an der Hochschule für Musik in Frankfurt)

In meinem Vortrag zum Thema Nähe und Distanz, Rollenverhalten und das Gestalten einer positiven Unterrichtsbeziehung, stelle den Lehr-Körper als handelndes Instrument der Kommunikation ins Zentrum. Ich zeige auf, wie wir über unsere Körperlichkeit auf professionelle Weise einen Raum für Kontakt aufbauen indem sowohl Lehrende als auch Studierende ihren klaren Platz finden. Lehrenden ist es in diesem Kontaktraum möglich über klar definierte Grenzen ihre Rolle als Lehrperson zu füllen. Studierende finden genügend Raum sich frei zu entfalten. Darüber hinaus benenne ich einige Instrumente, die uns helfen ein klares Rollenverständnis zu befördern und positive Unterrichtsbeziehungen zu begünstigen.

11:00-12:30 Seminarraum 6
Über angemessene Nähe und Distanz im Einzel- und Gruppenunterricht (nur für Lehrende)
(Prof. Eva Bleckwedel & Magdalena Appelhans)

Im Rahmen der Workshops lernen die Teilnehmenden drei unterschiedliche Ebenen von Nähe und Distanz und ihre jeweiligen Funktionen kennen. Anhand von Unterrichtssituationen aus der Praxis wird gemeinsam untersucht, inwieweit diese angemessen erscheinen. Gibt es einen allgemein gültigen Konsens oder werden Situationen individuell unterschiedlich wahrgenommen (oder beides?) Wovon sind diese abhängig? Auch die Wahrnehmung von Signalen, um Grenzen zu gestalten und zu markieren wird eine Rolle spielen. Sowohl durch Inputs und Diskussionen als auch anhand von praktischen Übungen soll den Teilnehmenden ein erfahrungsbasierter Zugang zum Thema ermöglicht werden. Schwerpunkte werden durch die Bedürfnisse, Wünsche, Erfahrungen etc. der Teilnehmenden mitbestimmt.

Dieser Workshop richtet sich speziell an alle Lehrenden der HfMT Hamburg.

11:00-14:00 Seminarraum 3
studentischer Workshop “Das Machtproblem”
(Awareness-Team)

Musst Du Dir abwertende Sprüche zu Deinem Instrumentalspiel und/oder Dir selbst anhören? Weinst du manchmal nach deinem Hauptfachunterricht? Fühlst du dich von deinen Lehrenden unfair behandelt oder erniedrigt? Bist du gestresst, weil du dich nicht so musikalisch/künstlerisch ausdrücken kannst, wie du gerne möchtest oder dein Lehrer oder deine Lehrerin keine andere Meinung duldet als die eigene? Fühlst Du Dich in manchen Situationen dazu gedrängt, an freiwilligen Veranstaltungen teilzunehmen/bestimmte Leistungen unbedingt bringen zu müssen?
Dies und andere grenzüberschreitende Dinge, müssen wir Studierenden eigentlich nicht so hinnehmen, aber die Machtstrukturen an Musikhochschulen sind sehr ausgeprägt und bringen uns in unausgeglichene Abhängigkeitsverhältnisse. Oft ist einem vielleicht gar nicht bewusst, wie grenzüberschreitend und problematisch eine Situation ist oder war. Dazu kommt, dass die Möglichkeiten etwas gegen diese Art des Machtmissbrauchs zu tun und/oder wirkliche Hilfe zu bekommen teilweise sehr gering oder unbekannt sind.
Darum geht es bei dem Workshop „Das Machtproblem“ beim diesjährigen Aktionstag zu „Nähe und Distanz“ am 22.11. im Wiesendamm um 11 Uhr. In einer Zukunftswerkstatt sprechen wir darüber was an unserer Hochschule in dieser Hinsicht gut oder schlecht läuft, was uns fehlt und was wir fordern, was sich ändern muss.
Die Teilnahme an Lehrveranstaltungen am Vormittag ist freigestellt, ihr seid also bei euren Seminaren und Vorlesungen entschuldigt, wenn ihr zum Aktionstag kommt. Sollten sich eure Lehrpersonen darüber beschweren oder Druck ausüben, dass ihr zu deren Unterricht gehen müsst, hätten wir direkt ein gutes Beispiel für den Workshop.

Wir laden euch also ganz herzlich zu unseren Programmpunkt und auch zu allen anderen Veranstaltungen des Aktionstages ein. Ab 15:00 Uhr findet an dem Tag keine Lehre mehr statt, so dass alle Zeit haben, zur Theaterakademie zu kommen und am Nachmittagsprogramm teilzunehmen.

Wir freuen uns auf euch!
Euer AStA und Awareness-Team

13:00-14:30 Seminarraum 3
Workshop “Affekt und Bürgerlichtkeit”
(Laura Jakschas & Dr. Benjamin Sprick)

Das Bürgertum hat ein gespaltenes Verhältnis zum Affekt. Einerseits sollen Affekte produktiv gemacht werden und in die Passform eines gelungenen Lebens eingetragen. Andererseits bedrohen Affekte den geregelten Verkehr von ›Reiz‹ und ›Reaktion‹: Sie lassen sich nur durch kalkulierte Strenge zügeln und koordinieren. Der Workshop lotet das Verhältnis von Affekt und Bürgerlichkeit praktisch wie theoretisch aus. In den Fokus gerät dabei eine kaum zu kontrollierende Beziehung von Nähe und Distanz, die ihr Gegenbild – zunehmend – in »bürgerlicher Kälte« (Kohpeiß 2023) findet.
Literatur: Henrike Kohpeiß, Bürgerliche Kälte. Affekt und koloniale Subjektivität, Frankfurt am Main: Campus 2023.

14:00-16:00 Schauspielstudio 2
Interaktive Performance "Der Aggressionsraum"
(Amelie Werner & Viola Bierich)

In unserem Hochschulalltag leben und arbeiten wir intensiv zusammen. Wenn wir zusätzlich zum alltäglichen Workload mit sozialen Spannungen, Machtmissbrauch oder übergriffigem Verhalten konfrontiert werden, wissen wir oft nicht, wohin mit unseren Gefühlen von Überforderung, Ärger, Wut und Erschöpfung. Hier kommt der temporäre Aggressionsraum ins Spiel: Buch dir deinen 10-minütigen Slot und tob dich an verschiedenen Stationen zum Wut-Soundtrack deiner Wahl aus. Erlebe jetzt die kathartische Wirkung deiner Wut - #nurfürkurzezeit

Im Anschluss (ab 16 Uhr) laden wir zum entspannten Erfahrungsaustausch ein unter Einbeziehung von Fragen nach Nutzen, Notwendigkeit und Gefahren von „Wuträumen“ und Safer Spaces.
Zeitslots von 14-16 Uhr, ohne Voranmeldung

15:00-16:30 Seminarraum 6
Über angemessene Nähe und Distanz im Einzel- und Gruppenunterricht (nur für Studierende)
(Prof. Eva Bleckwedel & Magdalena Appelhans)

Im Rahmen der Workshops lernen die Teilnehmenden drei unterschiedliche Ebenen von Nähe und Distanz und ihre jeweiligen Funktionen kennen. Anhand von Unterrichtssituationen aus der Praxis wird gemeinsam untersucht, inwieweit diese angemessen erscheinen. Gibt es einen allgemein gültigen Konsens oder werden Situationen individuell unterschiedlich wahrgenommen (oder beides?) Wovon sind diese abhängig? Auch die Wahrnehmung von Signalen, um Grenzen zu gestalten und zu markieren wird eine Rolle spielen. Sowohl durch Inputs und Diskussionen als auch anhand von praktischen Übungen soll den Teilnehmenden ein erfahrungsbasierter Zugang zum Thema ermöglicht werden. Schwerpunkte werden durch die Bedürfnisse, Wünsche, Erfahrungen etc. der Teilnehmenden mitbestimmt.

Dieser Workshop richtet sich speziell an alle Studierenden der HfMT Hamburg.

15:00-16:30 Seminarraum 3
Workshop “Nähe und Distanz” aus ethischer Sicht
(Prof. Dr. Eckhard Weymann & Lovis Determann)

Die Regulierung von Nähe und Distanz in professionellen Beziehungen braucht "differenzierte fachliche Abwägungen sowie ethische Leitplanken” (Volmer, 2019). Welche ethischen Überlegungen sind hier hilfreich? Aspekte der Nähe-Distanz-Regulierung werden in einer kurzen Einführung auf ethische Prinzipien bezogen. Durch die Diskussion von konkreten Beispielen, auch aus dem Erfahrungsbereich der Teilnehmenden, sollen die Überlegungen praktisch werden.

16:30 Überall & Nirgends
Musikalische Interventionen
(Vlatko Kucan und Ensemble)

Das SPIIC+ Ensemble präsentiert musikalische Improvisationen, die das Abendprogramm auf der Kleinen Bühne einleiten. SPIIC+ steht für Social Performance, Interdisciplinary Improvisation & Creativity und ist ein Teilprojekt des ligeti zentrums/ creative research lab., das unter der Leitung von Vlatko Kučan Improvisation als eigenständige Position im Sinne einer grundlegenden ethischen Haltung, als soziale Interaktionsgestaltung und als eine universelle kreative Methode nicht nur der künstlerischen Produktion versteht und untersucht – wobei natürlich auch Aspekte von Nähe und Distanz große Relevanz haben.

17:00 Kleine Bühne
Lecture Performance zum Musiktheater “Nicht zu nah”
(Michelle Stoop, Mara Nitz, Dulguun Chinchuluun & Ben Boresch)

Geschwister können die Welt füreinander sein. Wird die Nähe des Anderen jedoch unerträglich, schmerzt die Berührung mehr als sie heilt, wird die Familie vom Schutz- zum Angstraum. Die musiktheatrale Performance Nicht Zu Nah (2019) mit Neuer Musik für Countertenor, Klavier und Electronics verhandelt das komplexe Thema sexualisierter Gewalt durch Geschwister, dekonstruiert das System Familie und stellt es als heiliges und heiles Konstrukt infrage.

Im Wissen, mit sexualisierter Gewalt durch Geschwister ein gesellschaftliches Tabuthema zu ergründen, das große künstlerische Sensibilität erfordert, war die Entwicklung von Nicht Zu Nah für das gesamte Team eine Herausforderung. Regisseurin Michelle Stoop und Dramaturgin Mara Nitz reflektieren zusammen mit der Pianistin Dulguun Chinchuluun und dem Countertenor Ben Boresch ihren Stückentwicklungsprozess mittels gemeinsamer Diskussion, Video-Ausschnitten der Performance sowie live vorgetragener Musik (Komposition: Carlos Andrés Rico).

18:00-19:30 Kleine Bühne
Workshoppräsentation & Lecture “Close to You - Intimität der Improvisation”
(Rama Nicholas & Schauspielstudierende)

Überall gibt es Liebesgeschichten, und ob wir es zugeben wollen oder nicht, diese Geschichten faszinieren uns und ziehen uns mit dem Nervenkitzel der Gefühle und des Schmerzes genauso an wie die Figuren selbst. Und doch ist die romantische Liebe ein Gebiet, an das sich Improvisator:innen nur selten herantrauen. Diese intime Show lüftet jedoch mutig den Schleier über unser geheimes Leben und unsere Liebe. Sie gibt dem Publikum die Chance, die Liebe in ihrer rohesten Form zu sehen, improvisiert auf der Bühne.

Zwei Workshoptage arbeiteten Schauspielstudierende der Theaterakademie Hamburg australischen Schauspielerin, Autorin und Regisseurin Rama Nicholas zu Darstellungsweisen von Liebe und Romantik auf der Bühne. Die Ergebnisse des Workshops präsentieren sie in dieser Performance. Ein Vortrag von Rama Nicholas kontextualisiert die Präsentation und führt ein in die Methodiken der Intimitätskoordination.

20:00 Kleine Bühne
Abschlusspodium im Fish-Bowl-Prinzip
(Moderation: Viola Bierich und Paula Oscar Rüdiger)

Die vielfältigen Themen des Aktionstages werden in diesem Abschlusspodium gemeinsam verhandelt. Neben den Gestaltenden dieses Aktionstag, laden wir Sie und Euch dazu ein an der gemeinsamen Diskussion zu partizipieren und Gedanken zu teilen.

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Planungsgruppe:
Awareness-Team und AStA (Kontaktpersonen: Viola Bierich, Eileen von Hoyningen Huene, Sarah Jablonski); Bühnenmeisterin Birgit Stoehr; die Gleichstellungsbeauftragten der HfMT Karin Holzwarth und Silke Wenzel; für die Social Media Christel Jurkeit; der Referent für Gleichstellung und Diversity Management Dr. Philipp Dorestal; die Vizepräsidentin für Diversity, gesellschaftliche Verantwortung und juristische Angelegenheiten Bilinc Ercan-Catanzaro und der Vizepräsident für Studium und Lehre Jonas Dietrich.
Projektkoordination: Paul Marwitz, Mobil 0152-51693508.

Eintritt frei