Skip to main content
Grafik

Genderdialoge

Regionale Ausprägungen und globale Perspektiven Ringvorlesung
Dienstag, 27.01.2026 18:00 - 19:30 HfMT, Mendelssohn-Saal

Weltweit werden gesellschaftliche Normen, mit denen Geschlechter miteinander umgehen, in Musik dargestellt. Sie werden hinterfragt und ausgehandelt, manifestiert, spielerisch konvertiert, wütend angeklagt oder imaginär heraufbeschworen. Nicht selten werden durch, mit und in Musik Geschlechterverhältnisse in Rituale und Kultisches eingebunden und auf diese Weise über Jahrhunderte bewahrt, selbst dort, wo sich im alltäglichen Leben längst andere Formen des Miteinanders ausgeprägt haben. Gleichzeitig kann gerade Musik in asymmetrischen Machtverhältnissen eine enorme emanzipatorische Kraft entwickeln oder Rückzugsorte bereitstellen und dadurch verbindend und verbindlich wirksam werden. Die Veranstaltungsreihe geht diesem Themenfeld anhand konkreter Beispiele und mit Blick auf mehrere Kontinente und Gesellschaften nach. Dabei wird auch über Migrationen, Transkulturelles und Superdiversität zu sprechen sein. Hervorgehoben werden soll das Verbindende, der Dialog, die Universitas in der Diversitas.


Konzeption und Planung: Prof. Karin Holzwarth / Dr. Silke Wenzel
Die Ringvorlesung wird im Sommersemester fortgesetzt.


Aus drei sehr unterschiedlichen und sich doch wunderbar ergänzenden Perspektiven werden wir an diesem Abend der Ringvorlesung auf das Thema Genderdialoge im Tanz schauen:
Der Sänger Timo Valtonen wendet den Blick auf sein Herkunftsland: Die Finninnen erhielten als die ersten Frauen in Europa (1906) ein allgemeines Wahlrecht und noch heute gilt Finnland als emanzipatorischer Spitzenreiter. Der finnische Tango entwickelte sich zu einer Eigenständigkeit in den 1930er Jahren, war aber in den Kriegsjahren verboten. Nach dem Krieg wurde er recht bald zu Hegemonialkultur. Er wird als Wange an Wange -Tanz und eine Art heiliger Ritus (versus Geschlechterkampf im argentinischen Tango) bezeichnet, wenngleich auch hier (meist) der Mann führt.
Vineetha Wijayaratnam stellt das Forschungsthema ihrer Masterarbeit vor: "The Tranformation of Black Female Hip Hop - From the Margins to Mainstream Popularity". Die Arbeit befasst sich mit der Intersektionalität der Themen Musik, Empowerment, Historie und gesellschaftliche Strukturen: In ihrem Beitrag blickt Wijayaratnam aus intersektional-feministischer Perspektive darauf, wie Körperlichkeit, Selbstinszenierung und Agency in der Hip-Hop-Kultur, insbesondere bei Schwarzen Rapperinnen, verhandelt werden. Sie interessiert, wie künstlerische Strategien zwischen Ermächtigung, Kommerzialisierung und Blickregimen oszillieren und welche Resonanzen sich daraus für die Musik und ihre Genderdiskurse ergeben. Im gemeinsamen Dialog möchte sie erkunden, wie Musik, Stimme und Ästhetik Räume für Selbstbestimmung, Widerspruch und solidarische Begegnung eröffnen können.
Catharina Lühr teilt ihren reichen Erfahrungsschatz aus jahrzehntelanger choreographischer Arbeit an großen Bühnen im deutschsprachigen und internationalen Raum und ihre damit verbundenen praktischen Erfahrungen mit Tanz und Genderaspekten, insbesondere im Opernbereich. Im Fokus steht die Frage der körperlichen Grenzziehung und -erweiterung: Wie können Darstellende ihre Grenzen klarstellen? Wann wird Nähe auf der Bühne zu viel? Diese Aspekte verbindet sie mit einer kritischen Analyse der hierarchischen Strukturen in der Opernwelt. Ihre über die Jahre gewonnenen Erkenntnisse dienen als Grundlage für die Auseinandersetzung mit dem übergeordneten Thema „Bodies and Borders“.


Das gesprochene Wort wird, wie bei den Ringvorlesungen der Gleichstellung an der HfMT Tradition, durch musikalische Beiträge ergänzt, die das Thema erlebbar werden lassen.

Eintritt frei